Sömmerda/ Thür.

Auszüge aus einer Chronik, die es noch nicht gibt

4.1.  Christian Gotthilf Salzmann 1744 - 1811

Salzmann

Christian Gotthilf Salzmann wurde am 1. Juni 1744 geboren. Sein Vater, Johann Christian Salzmann, war seit 1741 an der Bonifatiuskirche in Sömmerda als Diakonus angestellt. Seine Mutter, Rahel Sybille Margarete, war die Tochter des ehemaligen Apothekers Wilhelm Braun. Grundlegend für seine Lebenseinstellung war das Elternhaus, wo er an seinen Eltern ein Vorbild der Frömmigkeit, der Bescheidenheit und des Fleißes hatte. Dort wurde er unterrichtet von Vater und Mutter und später auch von Rektor Dehn und Kantor Reinhard. Nachdem er 1756 eingesegnet worden war, besuchte er das Gymnasium zu Langensalza. Von dort kehrte er in sein Elternhaus zurück, unterstützte seine Eltern bei der Erziehung der Geschwister und bereitete sich auf sein Studium vor. Sein Vater war nach Erfurt versetzt worden. 1761 begann er mit dem Studium der Theologie an der Universität Jena. Nach Abschluß seines Studiums unterstützte er vier Jahre seinen Vater in seinen Amtsgeschäften in Erfurt. 1768 übernahm Ch. G. Salzmann dann selbst eine Pfarrstelle in Rohrborn. In der Ausübung seines Berufes, in einem kleinen ärmlichen Dorf, lernte er die Not der Bauern kennen. Hier lernte er die Tochter des Schloßvippacher Pfarrers Schnell kennen und heiratete sie. Sie wurde ihm und seinem späteren Werk eine tapfere und verständnisvolle Gehilfin und ihren 15 Kindern eine treusorgende Mutter.

1772 kehrte er nach Erfurt zurück, wo er als Prediger und Seelsorger sowie als geistlicher Schulaufseher, bis zum Jahre 1781, tätig war. Hier kam er als Diakonus an der Andreaskirche mit dem sozialen Elend direkt in Berührung. So wurde er in Erfurt, in der Zeit nach dem Siebenjährigen Krieg, mit dem Trend einer zunehmenden Verarmung großer Teile der Stadtbevölkerung konfrontiert. Salzmanns Weg vom Prediger zum Pädagogen wurde wesentlich in seiner Erfurter Zeit geprägt, weil er einerseits von den geistigen Strömungen seiner Zeit zutiefst erfaßt wurde und andererseits selbst Hand anlegen wollte, um die sozialen Mißstände durch öffentliches Wirken beseitigen zu helfen.

Die Unzufriedenheit mit der Unfruchtbarkeit und geringen Effizienz der dogmatischen Lehr- und Predigtweise seiner orthodoxen Amtsbrüder in Erfurt und sein soziales Verantwortungsgefühl veranlaßten ihn, einmal den Weg des aufklärenden Volksschriftstellers zu gehen und zum anderen die aktive pädagogische Betätigung anzustreben.

Ein erster Höhepunkt in Salzmanns publizistischer Arbeit auf pädagogischem Gebiet war die Herausgabe der Bücher "Über die wirksamsten Mittel Kindern Religion beizubringen" und das "Krebsbüchlein" (1780). Mit dem erstgenannten Buch griff er direkt in die Diskussion um die Reform des Religionsunterrichtes ein.

Nach Angriffen der kirchlichen Orthodoxie auf seine Schrift erhielt er eine Stelle als Religionslehrer am Philanthropin in Dessau. Damit entschied sich Salzmann für das Neue auf dem Gebiet der Pädagogik.

Salzmann wurde einer der profiliertesten Vertreter der Ende des 18. Jahrhunderts entstandenen fortschrittlichen pädagogischen Richtung des Philanthropismus, die ihren Namen nach der 1774 in Dessau von Johannes Bernhard Basedow gegründeten Erziehungsanstalt "Philanthropinium" erhalten hatte. Der Philanthropismus gestaltete den Unterricht nach den Bedürfnissen des sich herausbildenden Bürgertums: Realien (naturwissenschaftliche Fächer), moderne Fremdsprachen, kaufmännische Fächer, patriotische und körperliche Erziehung, Werkunterricht und Exkursionen. Ziel war, aus dem Kind einen tüchtigen und aufgeklärten Bürger zu machen - was dem absolutistischen Staat und seinen wirtschaftlichen Interessen entgegenkam.

1784 gründete Salzmann, mit Unterstützung des Fürsten von Gotha, eine Erziehungsanstalt in Schnepfenthal bei Gotha. Wegen seines ausgeprägten Verständnisses für die kindliche Psychologie war seine pädagogische Arbeit besonders erfolgreich und er vertrat Vorstellungen, um deren Verwirklichung im Schulalltag noch heutzutage gerungen werden muß.

Bedeutung und Wert der pädagogischen Schriften Salzmanns spiegelt sich in der weltweiten Verbreitung wider. Das ist ein ausgezeichnetes Zeugnis dafür, wie Millionen pädagogisch interessierte Leser durch die Schlichtheit der Sprache und die Einfachheit der Gedankenführung unmittelbar angesprochen wurden.

Am 31. Oktober 1811 starb Christian Gotthilf Salzmann. Wenn er auch, eingefangen in das geistige Leben eines Thüringischen Kleinstaates, das zu seiner Zeit politisch bestehende bejahte, wird dadurch seine Leistung auf pädagogischem Gebiet nicht geschmälert.

Sein historisches Verdienst sehen wir heute hauptsächlich darin, daß er drei Jahrzehnte pädagogische Grundsätze des Philanthropismus selbst erprobte und Schnepfenthal zu einer bedeutsamen Experimentierstätte auf dem Gebiet der Pädagogik entwickelt hat. Er hat uns dabei pädagogische Weisheiten hinterlassen, die weitgehend allgemeingültigen Charakter besitzen.

Salzmann gilt als ein typischer Repräsentant der deutschen Aufklärung, als er mit der Macht besserer Erziehung allein "das Reich der Unwissenheit, Dummheit und Bosheit" zerstören wollte.

Die Stadt Sömmerda ehrte ihren Mitbürger, den großen Pädagogen Christian Gotthilf Salzmann, indem sie ihm am 1. Juni 1894, aus Anlaß seines 150. Geburtstages, ein Denkmal setzte. An der Südseite des Marktplatzes, vor der Bonifatiuskirche, steht das Salzmanndenkmal, eine einfache abgestumpfte Pyramide, die auf einem kubischen Sockel ruht. Auf der Vorderseite befindet sich als Relief das Porträt Salzmanns.
Salzmann-Denkmal

Sein Geburtshaus, das heute eine Gedenktafel trägt, befindet sich in der Nähe des Pfarrhauses, Marktplatz Nr. 7.


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